angela merkel ist wegen anstiftung zur hehlerei angezeigt worden. weil sie sich dafür ausspricht, eine geklaute cd mit daten über deutsche steuersünder, die ihre sauer verdienten boni lieber in der schweiz geparkt haben, für 2,5 millionen euro zu kaufen. ich dachte schon, es ginge um wählerstimmen. sind die nicht auch geklaut, wenn man wahlversprechen macht, die man dann nicht einhält?
derGarfunkel - am Donnerstag, 4. Februar 2010, 09:25
[momentaufnahmen]
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ich war verwundert. ich bin tatsächlich pünktlich am bahnhof abgefahren, jedoch nicht, weil mein zug pünktlich war. das wäre ja noch schöner. nein, sondern weil der zug, der eine stunde früher hätte fahren sollen, exakt eine stunde verspätung hatte. glück und unglück der fahrgäste liegen manchmal eben dicht beieinander.
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die züge haben namen wie „auslandssemester-info.at“, „karriere beim heer“ oder „blackberry“. ich habe eine weile gebraucht, das zu verstehen. ich war mir unsicher, ob ich einsteigen durfte in meinen auslandssemester-zug. ich bin ja schließlich kein student mehr. dafür bin ich im ausland unterwegs. vielleicht legitimiert mich das dann wieder.
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im flughafen wien gibt es raucherkästen, gläserne käfige für die rauchende spezies. die werbung mit den kletternden orang-utans für den zoo schönbrunn im kopf, kann ich die raucher davon nicht trennen. kein wunder. auch sie sind eine bedrohte art, auch sie sterben aus – und doch wird es sie immer geben.
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er ist ja nicht übermäßig groß, der flughafen. und doch habe ich mich verlaufen. ich habe eine große schleife gedreht. die wegweiser scheinen mir eher unterrepräsentiert zu sein. die österreicher an sich sind wohl eher spärlich mit informationen. ein vorwurf, den mir meine frau auch manchmal macht. eigentlich sollte ich mich doch dann wohlfühlen hier.
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ich war im auftrag der kirche unterwegs. der evangelischen, um genau zu sein. es heißt, es gebe mehr muslime als evangelen in österreich. deswegen treffe ich in jeder gruppe protestanten auch immer fast nur deutsche und keine österreicher. die österreicher scheinen ihren protestantismus outgesourced zu haben. auch eine möglichkeit.
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der schnee fiel reichlich diese nächte. schön anzusehen das. und dann strahlt die sonne, während sie aufgeht und bricht sich in allen kristallen des schnees, wertvoller als aller svarowski-tand. gott verteilt seine perlen kostenlos, man muss sie nur sehen wollen.
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mit niki-air ging es von berlin nach wien. die stewardessen sehen alle aus, wie abiturientinnen, alle kurz vor dem abschluss. jeans gehören zur tracht und pinke baskenmützen. eine große fliege erklärt die sicherheitsbestimmungen, ein bisschen ähnlichkeit mit niki lauda hat sie in der tat.
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[/momentaufnahmen]
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ich war verwundert. ich bin tatsächlich pünktlich am bahnhof abgefahren, jedoch nicht, weil mein zug pünktlich war. das wäre ja noch schöner. nein, sondern weil der zug, der eine stunde früher hätte fahren sollen, exakt eine stunde verspätung hatte. glück und unglück der fahrgäste liegen manchmal eben dicht beieinander.
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die züge haben namen wie „auslandssemester-info.at“, „karriere beim heer“ oder „blackberry“. ich habe eine weile gebraucht, das zu verstehen. ich war mir unsicher, ob ich einsteigen durfte in meinen auslandssemester-zug. ich bin ja schließlich kein student mehr. dafür bin ich im ausland unterwegs. vielleicht legitimiert mich das dann wieder.
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im flughafen wien gibt es raucherkästen, gläserne käfige für die rauchende spezies. die werbung mit den kletternden orang-utans für den zoo schönbrunn im kopf, kann ich die raucher davon nicht trennen. kein wunder. auch sie sind eine bedrohte art, auch sie sterben aus – und doch wird es sie immer geben.
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er ist ja nicht übermäßig groß, der flughafen. und doch habe ich mich verlaufen. ich habe eine große schleife gedreht. die wegweiser scheinen mir eher unterrepräsentiert zu sein. die österreicher an sich sind wohl eher spärlich mit informationen. ein vorwurf, den mir meine frau auch manchmal macht. eigentlich sollte ich mich doch dann wohlfühlen hier.
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ich war im auftrag der kirche unterwegs. der evangelischen, um genau zu sein. es heißt, es gebe mehr muslime als evangelen in österreich. deswegen treffe ich in jeder gruppe protestanten auch immer fast nur deutsche und keine österreicher. die österreicher scheinen ihren protestantismus outgesourced zu haben. auch eine möglichkeit.
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der schnee fiel reichlich diese nächte. schön anzusehen das. und dann strahlt die sonne, während sie aufgeht und bricht sich in allen kristallen des schnees, wertvoller als aller svarowski-tand. gott verteilt seine perlen kostenlos, man muss sie nur sehen wollen.
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mit niki-air ging es von berlin nach wien. die stewardessen sehen alle aus, wie abiturientinnen, alle kurz vor dem abschluss. jeans gehören zur tracht und pinke baskenmützen. eine große fliege erklärt die sicherheitsbestimmungen, ein bisschen ähnlichkeit mit niki lauda hat sie in der tat.
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[/momentaufnahmen]
derGarfunkel - am Montag, 1. Februar 2010, 07:47

technik die begeistert
foto: tilla eulenspiegel
photocase.de
songtext: hansen: kamera
natürlich war sie glücklich darüber, sehen zu können. sie hatte zwei gesunde augen und brauchte nicht einmal eine brille. sie war dankbar, sich orientieren zu können, sie war dankbar, mit ihren eigenen augen dinge zu sehen, anstatt nur davon zu hören. und doch gefiel ihr nicht, was sie sah. all die dinge vor ihren augen waren schwer auszuhalten. sie sah traurige menschen und tote häuser. sie sah zerstörte existenzen und gewalttätige männer. sie sah zugerichtete frauen und stadtviertel ohne würde. sie sah das leidende, das kaputte, das verendete. all diese dinge fraßen sich in ihre netzhaut, sie suchten den weg an ihr auge. sie schrien sie förmlich und doch formlos an. siehst du uns? schrien sie. fallen wir dir auf? es war, als würden sich geister ihrer bemächtigen. die geister einer entseelten stadt, alles leblose, kaputte, marode, alles dunkle und tote.
immer, wenn sie nicht mehr konnte, wenn sie nicht mehr ertrug, was sie sah, nahm sie ihre alte seagull und lief davon. sie lief durch die straßen der stadt, ziellos und doch -strebig. und wenn sie wieder etwas sah, wenn die geister wiederkamen, dann wurde ihre kamera zu ihrer waffe. wie etwas lebendiges kam sie ihr vor, ihre kamera. mit ihren beiden augen sah sie aus, als ob leben in ihr sei, genug leben, um gegen das tote anzugehen. sie war nicht nur eine maschine, nicht nur ein instrument. sie war ihre verbündete und sie gab ihr kraft, wo sie ihr fehlte. dann neigte sie ihren kopf, hielt die kamera vor ihr gesicht, drehte sacht an den reglern. in diesem moment veränderte sich ihre welt. wie ein filter legte sie sich vor ihre augen. sie veränderte ihre sichtweise und machte ihre sicht weise. es ist ein bisschen so, dachte sie manchmal, wie wenn ich morgens nach dem zähneputzen orangensaft trinke. zuerst schmeckt er immer bitter, weil die zahnpasta die geschmacksrezeptoren auf der zunge betäubt. nur ganz hinten die, die bitterkeit erkennen, die erreicht die zahnbürste nicht. aber die kamera war genau andersherum. sie betäubte nicht das süße, saure oder salzige. sie betäubte das bittere und entlockte dem morbiden seine schönheit. mit der kamera in der hand konnte sie hinsehen, genau hinsehen und tiefer schauen. sie entdeckte in der schwere des großen ganzen das leichte des ausschnitts, das schöne, das sich versteckt hatte und versteckt wurde. mit der kamera traute sie sich näher heran und wenn sie auf den auslöser drückte, dann hatte sie wieder gewonnen. sie hatte einen eindruck gewonnen und sie hatte über die hässlichkeit gewonnen und dem schönen zum sieg verholfen. und damit das kaputte entzaubert. sie nahm ihre eindrücke mit. sie hatte sie auf einen film gebannt und damit den schwarzen zauber.
wenn sie dann nach hause ging, hörte sie immer wieder diese stimme in ihrem kopf: „und wir dachten eigentlich alle, dass du begreifst. und wir dachten wirklich, dass du lernen kannst, dass das was du mit deiner billigen kamera streifst nicht dir gehört und auch nicht vielleicht irgendwann...“
am anfang machte diese stimme sie verrückt. sie gab ihr recht. wer war sie schon, dass sie einen moment einfangen durfte. wer war sie, dass sie den ausschnitt ihrer welt bestimmte. wer war sie, dass sie ein bild einfach mit nach hause nahm. aber sie wurde mutiger. sie lernte, diese stimme zu beherrschen. sie gab ihr eine melodie und machte sie zu einem schlager, den sie mitsang, auf dessen text sie aber nicht mehr achtete. meine kamera ist nicht billig, sagte sie sich. und mein blick gehört mir und niemand sonst. und außerdem nehme ich die bilder nicht für mich. ich fange sie ein, um sie der welt zu zeigen. die ganze welt soll die schönheit sehen. sie muss ja auch das tote und hässliche sehen. ich gebe ihr den blick zurück, den sie verloren hat.
derGarfunkel - am Montag, 18. Januar 2010, 09:45